"Alles was ich darüber weiß, habe ich entweder zufällig aufgeschnappt oder gelesen", gab ich zu. Ich spuckte den total zerkauten Grashalm zur Seite weg und setzte mich mit einen Ruck auf. "Aber mal ehrlich, dieser Fraß, den die uns in der Kantine vorsetzten hängt mir zu den Ohren raus!"

Wenn man kein Gehirn hat kann das schon mal passieren. Ich linste spöttisch zu Yoshio, ehe ich wieder den Wolken beim Ziehen zusah. Außerdem, was willst du machen? Einen Mitschüler fressen?

Ich legte meine Ohren an und knurrte warnend. "Es kann nicht jeder so blöd sein wie du aufgeblasener Lemur", es daurte gerade einmal zwei Sekunden als ich wieder mit dem kichern begann. "Das fällt natürlich überhapt nicht auf, wenn plötzlich ein anderer Schüler fehlt, wie genial von dir! Warum bin ich darauf nur nicht gekommen!?" Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schnaupte. "Einen Besuch auf den Schwarzmarkt würde ich aber nicht ablehnen."

In deinem Fall würde das sogar stimmen. Einmal mehr nahm ich Yoshios eigentlich durchaus ernst zunehmenden Warnungen... nicht ernst. Ich werde dich nicht aufhalten Streifi, wenn dich wer aus der Schule erwischt besorge ich mir Popcorn, für deinen Rauswurf.

Würend wischte meine Rute über das Gras. "An deiner Stelle würde ich aufpassen was ich sage Beutelratte.." Mein Geduldsfaden war normalerweise schon sehr dünn gestrickt, doch der Waschbär verstand es gut ihn auf maximale Spannung und schließlich zum reißen zu bringen. "Dein Popcorn kannst du dir sparen wenn du derjenige bist, den ich die Kehle rausreiße!"

Wäre es nicht sehr merkwürdig einen weiteren Fleischfresser zu reißen? Aber gut, du bist ja auch recht abartig. Ich nahm Yoshio nicht ernst, doch machte mich bereit einem etwaigen Angriff auszuweichen, ich wusste ja wie schnell mein Zimmerkollege wirklich aggressiv wurde. Es machte einfach zu großen Spaß ihn zu reizen.

Mein Fell kribbelte als Arai den letzten Satz aussprach. Ich konnte förmlich hören wie der hauchdünne Faden meiner Geduld riss. Ich riss meinen Kopf zu ihm um, fletschte meine Zähne und sprang auf. "Komm her du hässlicher Ringelschwanz!"

Here we go again. Ich grinste und beschloss, dass es Zeit für eine kleine Jagt war. Yoshio explodierte auf Knopfdruck, da waren wir uns sehr ähnlich, und dieses mal hatte ich ihn eben am Haken. Oh ja, sehr einladend, aber nein Danke! Innerhalb dem Bruchteil einer Sekunde war ich auf den Füßen und rannte los. Wenn du mich willst musst du mich schon jagen, ich bin nicht so leicht zu haben wie du!

Instinktiv folgte ich meinem Mitschüler sofort, Adrenalin durch meine Adern schießend. "Ich zieh dir dein hässliches Fell über die Ohren und trage dich als Mütze! Bleib stehen!"

Wieder so eine nette Einladung, die ich leider ausschlagen muss! Ich lachte auf und rannte auf eine Gruppe Schüler zu, die hier friedlich entlang gingen. Nicht mehr lange, denn ich stürmte direkt durch das Grüppchen hindurch, eine wütende Hyäne auf den Fersen.

Arai lief unbeirrt weiter. Alles andere wäre zugegebenermaßen Selbstmord gewesen, zumindest in meiner jetzigen Verfassung. Das Grüppchen an Schülern gab erschrockene Laute von sich und sah dem Waschbären nach, nur um noch lauter zu kreischen als ich zielstrebig ebenfalls meinen Weg durch die anderen Schüler bahnte. Oder eher mir einen Weg schuf. "Weg da!" Ein junges Zebra und ein junger Eber wurden zur Seite gestoßen, einem Pelikan wurde auf den Fuß gelatscht und eine Bärin bekam meinen Ellenbogen unters Kinn geschlagen. "Jetzt bleib endlich stehen du stinkender Panda!", keifte ich Arai Zähne fletschend nach.

Versuchst du so auch an Partnerinnen ran zu kommen? Kein Wunder, dass du immer noch single bist! Es wäre vermutlich am besten gewesen Yoshio in diesem zustand in Ruhe zu lassen und nicht noch weiter zu reizen. Aber ich konnte ihn einfach nicht richtig ernst nehmen und ihn wütend zu sehen machte einfach viel zu viel Spaß, zudem lief ich einfach gerne und konnte das noch lange tun. Eine Runde um die bahn, nachdem wir der Gruppe so viel schrecken eingejagt hatten, war rasch wieder zurück gelegt, also lief ich als nächstes im nächsten kleinen Waldstück zwischen den Bäumen entlang.

Der verdammte Waschbär war schnell, dafür hatte ich Ausdauer. Also musste er mich loswerden bevor ihm die Puste ausging, ich brauchte nur warten. Und mein Interesse, ihn zu kriegen, verstärkte er duch seine Äußerungen nur. Schon fast rasend vor Wut hetzte ich ihm weiter nach, dabei wirbelte ich so einiges an Dreck auf. "Wenn ich dich erwische, mache ich dich zu meiner Bitch!"

Ich verzichte, so wie alle anderen stehe ich nicht auf dich, Darling! Es wurde wohl langsam Zeit Yoshio wieder los zu werden, da boten sich mir einige Möglichkeiten, unter anderem die Flucht in die Schule, das Klettern auf einen Baum, oder selbiges auf eine Lehrperson. Letzteres hatte ich auch schon das eine oder andere Mal getan und es war immer wieder unterhaltsam wie die Lehrer darauf reagierten, jedenfalls wenn diese zu den Fleischfressern gehörten. Ich entschied mich heute allerdings für den nächsten großen Baum den ich sah und kletterte geschickt an der Rinde hoch, an die Spitze der Krone, wo ich mich auf einen dünnen Ast setzte, der mich nur aufgrund meiner geringen Größe und meines nicht nennenswerten Gewichts trug, so wie die meisten anderen Äste auch, die hier ab einer gewissen Höhe wuchsen.

Ich knurrte verärgert und folgte ihm zwischen den Bäumen hindurch, bis er an einem hoch kletterte. Ich selbst blieb am Stamm stehen und sah dem Waschbären nach. "Beweg deinen Arsch da runter!" Meine Worte wurden meinem Mitschüler fast entgegen gebrüllt, doch interessierte es mich einen feuchten Dreck, schließlich hat er angefangen mich auf die Palme zu bringen.

Ich ließ ein lachen hören und sah zu Yoshio runter, während ich wieder vollkommen zu Atem kam. Nein! Komm doch rauf Streifenhörnchen! Selbst wenn er es versuchen sollte würde er nie so hoch kommen wie ich. Yoshio war größer und sehr viel schwerer als ich.

"Dir ist klar wie Erdanziehungskraft funktioniert, oder?" Ich könnte versuchen ihm nachzuklettern, ja, aber ich würde nicht in seine Nähe kommen können und würde den Erdboden wahrscheinlich eher wiederbegegnen als mir lieb war. Ich umkreiste den Stamm des Baumes ein, zwei, drei Mal. Nein, es gab absolut keinen Weg für mich nach da oben.

Besser als dir! Was willst du jetzt machen? Um den Baum herumlaufen wie ein Hund, der gleich sein Bein hebt? Ich hatte hier meinen Spaß, doch es würde sich zeigen wer länger aushielt. Yoshios Wut oder meine Sturheit.

Wie ein Bulle schnaufte ich durch die Nase. Schon jetzt ebbte meine Wut ab, da ich den kleinen Waschbär nicht erreichen konnte, und wandelte sich stattdessen in Frust um. Arai würde stundelnang im Baum ausharren, wenn er müsste. Das hatte ich mittlerweile gelernt. Es machte für mich also keinen Sinn hier zu bleiben und zu warten, zumal das eh nicht meine Stärke war. "Ich hoffe du bleibst da oben hängen und verreckst!" Natürlich tat ich dies nicht, schließlich hatte ich dann niemanden, mit dem ich mich ordentlich fetzen konnte. Das musste der aufgeblasenen Lemur aber nicht wissen. Ich zeigte ihm noch den Mittelfinger und machte mich dann auf den Rückweg zur Laufbahn. Dort konnte ich immerhin in der Sonne liegen und dösen.

Wunschdenken Streifi! Ich grinste breit und beobachtete wie Yoshio sich schon davon machte, lange hielt er es nie aus, wenn man ihn hinhielt, es sah aus als hätte ich diese Runde gewonnen. Doch ich blieb lieber noch etwas hier sitzen und wartete bis er wirklich weg war, wer wusste denn schon, ob in diesem dicken Schädel nicht doch ein winziger Plan geboren werden könnte.