Ich hob die Hand und rieb mir verlegen über den Nacken, als Kashi so lobende Worte aussprach. Ach was, ist doch ganz normal, leider lief es ja nicht so gut, ich hätte es ahnen sollen.

Und ob er das graben zulässt ist noch eine ganz andere Frage. Ich glaubte es ja nicht, Arai schien niemanden wirklich an sich heranzulassen, er musste es wirklich schwer gehabt haben, doch genaueres wusste da natürlich niemand.

Ich lächelte nun etwas lockerer und tat als würde ich überlegen. Wenn er einen weichen Kern hat, dann irgendwo unter mehreren Schichten harter Schale. Man müsste wirklich tief graben.

Jedenfalls im Umgang mit uns Pflanzenfresser ist er etwas vorsichtiger, aber ganz sicher ist mal wohl nie. Alleine beim Gedanken daran wie aggressiv Arai mich zuvor angegangen war stellten sich mir wieder die Haare auf. Ganz sicher, aber wo? Das sagte ich nun aber doch mit einem leichten, schellmischen Grinsen.

Aber er kann gefährlich sein, auch für jemanden wie dich. Ich respektierte den älteren Schüler, das tat ich wirklich, er war intelligent, gewitzt und wusste genau wie man mit Technik umzugehen hatte, aber gleichzeitig war er auch brutal, sozial inkompatibel und gnadenlos.

Dann pass bitte auf dich auf. Meine Ohren zuckten nervös zurück, bei dem Gedanken an den wütenden Arai. Wenn ich dir Ärger bereitet habe tut mir das wirklich leid.

Ich sah Kashi leicht überrascht an und legte etwas den Kopf schief. Tust du? Das kann nicht einfach sein.

Leider nein, und ich glaube Arai-Senpai, wenn er sagt, dass er sich immer noch an Tategami rechen will, das passt zu gut zu ihm. Zu ihm persönlich, wie ich mir nun wieder sagte, nicht zu Fleischfressern im Allgemeinen, natürlich nicht.

Da kann man eben nichts machen, ich werde Tategami Bescheid geben, dass sie aufpassen soll und dann vielleicht noch bei dem Lehrer nachfragen, der die Strafe vergeben hat, auch wenn ich bezweifle, dass er einen direkteren Blick auf die Sache hatte. Da er ein Pflanzenfresser gewesen war, standen die Chancen einer fairen Beurteilung des Falles nicht besonders gut.

Das wäre es, aber ich fürchte das dauert zu lange. Kashi hatte schließlich noch zu tun und ich wollte ihn nicht länger aufhalten, das war nicht meine Art, auch wenn es in seiner Gegen wart gar nicht so schlimm war, wie es bei anderen Fleischfressern vielleicht der Fall gewesen wäre.

Wirklich? Das ist ja lieb von ihr. Ich lächelte ehrlich darüber, denn es freute mich immer, wenn sich jemand meiner erinnerte, selbst, wenn wir uns nur so kurz gesehen hatten. Ich begann nun hier und da einige Mitschüler zu fragen ob sie etwas über den Vorfall zwischen Arai und Tategami wussten, einige hatten davon gehört, andere packten Gerüchte aus, doch endlich fand ich eine Zibbe, die dabei gewesen war und nicht nur über drei ecken davon gehört hatte. "Oh ja, ich war dabei, es war furchterregend, diese Hyäne hätte das arme Häschchen fast gefressen, wenn es nicht davon gehoppelt wäre. Der Waschbär allerdings... naja, er hat sie sehr grob angefasst, aber er konnte dann nicht mehr an sie ran, irgendwer ist dazwischen gegangen, ich hatte zu große Angst. Warum der Waschbär so wütend geworden ist? Er hat irgendwas davon gesagt, dass das arme kleine Ding ihn angefasst hat. Zugegeben, sie hat dann zurück geschimpft, aber was hätte sie denn sonst machen sollen? Gegen so jemanden hat so ein kleines Tierchen wie sie doch nie eine Chance." Nachdenklich sah ich dem Schaf nach, das nun davon ging, die Arme leicht vor der Brust verschränkt. Ich wusste wirklich nicht mehr was ich denken sollte.

Ich hatte nun doch ein recht schlechtes Gewissen, immerhin hieß das, dass Asuka am Ende vielleicht noch warten musste, weil ich Kashi nicht direkt zu ihr geschickt hatte. Okay, aber länger als ein paar Minuten musst du wirklich nicht bleiben, es müssen ja auch noch andere Schüler dabei gewesen sein, die gesehen haben was passiert ist. Ich setzte mich in Bewegung, drehte den Kopf aber zu Kashi zurück, um ihn im Blick zu behalten.

Ich glaube ihm lieber was er da sagt. Ich fuhr mir über den Nacken und lächelte unruhig und auch wirklich immer noch recht unsicher und verlegen. Bist du dir sicher? Ich will euch nicht im Weg sein und am Ende wartet sie schon beim Club.

Arai-Senpai... Ich sah ihm mit angelegten Ohren nach, ich fürchtete nun wirklich um Tategami, Arai konnte sehr gefährlich sein, wenn er wollte. Und meistens wollte er ja auch. Ich sollte Tategami vor ihm warnen. Etwas nervös lächelte ich nun Kashi an, mein Wedel zuckte unruhig hinter mir. Es sei denn natürlich du hast nicht schon etwas anderes vor?

Bitte tu ihr nichts, Ara-Senpai. Besorgt und mit angelegten Ohren sah ich zu dem kleinen, aber gefährlichen Raubtier hinab, ehe ich vorsichtig Kashi anlächelte, der mir seine Hilfe anbot. Danke, das wäre sehr nett von dir.

Eine Wölfin war es also gewesen, die sich hier eingemischt hatte. Gut, das grenzte die Möglichkeiten schon etwas weiter ein, es gab nicht unendlich viele Wölfe hier auf Cherryton. Nachdem ich langsam meinen Beinen wieder vertraute stand ich vorsichtig auf, mich an der Wand abstützend, ehe ich meine Kleidung abklopfte. Ich werde mich deswegen umhören, aber vielleicht sollten wir die Sache einfach auf sich beruhen lassen.

Ich zuckte heftig zusammen, als Kashi mir die Hand auf die Schulter legte, da ich damit nicht gerechnet hatte und er mich damit erschreckt hatte. Ich sah weder Arai noch Kashi an, sondern starrte lieber auf meine Knie, während ich wieder meinen Atem regulierte. Arai hatte natürlich in gewisser Weise recht, ich wusste, dass er per Stipendium hier war, im gegensatz zu den meisten, deren Familien das Geld hierfür hatten, denn ganz billig war Cherryton eben nicht.

Ich legte ängstlich die Ohren an, als Arai wieder die Zähne zeigte und presste den Rücken gegen die Wand. Er wird dir nichts tun, er ist nicht sauer auf dich. Er wird niemandem etwas tun, das wäre dumm. Ich bin sicher sie hat es nicht aus Bosheit getan, sie hatte sicher große Angst. Der Name Yoshio sagte mir nichts, doch Arais Worten nach zu schließen war auch dieser Schüler von der aggressiven Art. Und was für einen Pudel konnte Arai meinen? Tategami hatte niemanden erwähnt, der ihr geholfen hatte, aber warum sollte Arai jemanden dazu erfinden?

Ich hörte Arai zu und, nachdem ich seine ganzen Beschimpfungen ausgefiltert hatte, sah mit großen Augen vor mich hin. Wem sollte ich denn jetzt glauben? Tategami oder Arai? Dem Lehrer oder der Aussage des Beschuldigten? Andererseits war Arai nicht dafür bekannt sich für irgendetwas zu schämen was er tat, warum sollte er also lügen? Während Tategami sicher große Angst ausgestanden hatte und das ihre Sicht wirklich leicht hätte beeinflussen können. Abgesehen davon, dass Arai sie sicherlich auch beim retten nicht mit Samthandschuhen angegriffen hatte und er war doch ein bisschen größer als sie. Ich blickte leicht auf, als Kashi mich wieder ansprach und zögerte kurz. Sie sagte sie hätte Arai-Senpai versehentlich angestoßen und sich dafür bei ihm entschuldigt. Sie meinte er hätte sie trotzdem angegriffen und dabei ihren Schal kaputt gemacht.

Ich schwieg, denn ich wusste ja nur was Tategami erzählt hatte und eigentlich hatte ich schon auch gerne Arais Sicht hören wollen, ich wusste wie Angst Situationen verzerren konnte, beide Sichten zu kennen konnte Klarheit bringen. Ich zitterte immer noch leicht und mein Herz raste, doch ich spürte wie ich langsam wieder etwas mehr die Kontrolle zurück bekam, was immerhin sehr gut war.