Auf dem Weg durch die Schule entkommt man einem Gang durch die weiten Gänge des Gebäudes nicht. Den kleinen Schülern wird empfohlen dicht an den Wänden zu laufen um nicht zertreten zu werden. Türen in verschiedenen Größen säumen die Gänge.
Ich hielt nichts davon mich am Rand zu halten, so klein war ich nun auch wieder nicht und das war nun wirklich unter meiner Würde. Ich ging also nach meiner typischen "Hier komme ich!"-Manier in der Gangmitte und warf einigen größeren Tieren warnende Blicke zu, wenn sie mir in dem Weg liefen. Ich war nicht an dieser Schule um mir Freunde zu machen, ich war hier für meinen Abschluss, auch wenn ich an einem Rauswurf schon hin und wieder knapp vorbei geschlittert war. Was hielten sich hier auch so viele für etwas Besseres?
Auf den Gängen empfang mich sofort die Menge an Schülern, die sich ebenfalls ihre Wege durch die Flure bahnten. Und wenn nicht, dann standen sie angelehnt an Wänden und Spinte, während ihre Gespräche an meine Ohren drangen. Doch alles, was ich hörte, war unnützes Zeugs und Geschwafel, weshalb ich mich weder beirren noch vom Weg abbringen ließ. Die Außenwelt ausgeblendet, schlenderte ich voran, ohne groß Acht auf Kleinere zu nehmen.
Ich kannte von den meisten hier nicht die Namen, nur von meinen Zimmerkollegen, aber auch mehr aus Gründen der Nützlichkeit. Thema Zimmerkollegen, ich sah etwas den gang entlang niemanden anderen als Katsuro dahinspazieren. Nicht, dass es mich sonderlich interessierte was er tat, er war zwei Jahre unter mir und ich sah ihn höchstens noch bei einem MINT Club treffen, doch ich behielt ihn im Blick, aus reiner Langweile, sollte er irgendetwas Interessantes machen. Viel anderes hatte ich gerade auch nicht zu tun, außer diese schicke Uhr zu nehmen, die diesem Bock aus der Tasche schaute, der eben vorüber ging. Sehr unvorsichtig. Was brauchte er schon diese Uhr? Mit geschickten Fingern, und ohne, dass es der andere Schüler oder jemand in unmittelbarer nähe bemerkte, nahm ich die Uhr an mich und verstaute sie sicher in meiner eigenen Hosentasche. Uhren hatten nützliche Einzelteile, die ich sicher gebrauchen konnte.
So gut es eben möglich war, drückte ich mich mit dem Rücken an die Wand und drückte ein Buch über Frühlingsblumen wie einen Schutzschild an meine Brust. Wie immer hingen die langen Enden des Schals derart herunter, dass sie bei jedem Schritt gegen meine Hüften pendelten. Auch wenn diese Berührungen immer nur minimal waren, so war ich derart nervös dass sie mich zusammen zucken ließen. Die beiden abstehenden Fellsträhnen standen nicht nur weit nach oben ab, sondern schienen im Takt meines heftig schlagenden Herzens zu zucken, ebenso wie mein Näschen. Ich bemühte mich darum, den Fleischfressern aus dem Weg zu gehen, was fast nicht möglich war, da diese "dominant" den Großteil der Gänge einnahmen. Ab und an wuselte mal eine Maus an mir vorbei, oder es hasteten eilig andere kleine Pflanzenfresser an mir vorbei. Die einzigen Pflanzenfresser, welche scheinbar den Fleischfressern die Stirn zu biete schienen waren einige Huftiere, an welchen ich wohl vorbei gehen musste, da sie die Wand blockierten, an welcher ich mich gerade bemühte entlang zu drücken. Ich hatte jedoch viel zu große Angst, mich von der Wand zu lösen um an der Gruppe vorbei zu gelangen, so warf ich einen flehenden Blick empor, wurde aber sichtlich nicht beachtet.
Das typische Lachen, was nur von Hyänen kommen konnte, schallte über den Gang als ich einen Feldhasen gegen die Wand des Flures presste. "Jetzt pass mal auf, Langohr! Wenn du nochmal aufmüpfig wirst und große Fresse hast, dann sehen wir uns allein irgendwo wieder, kapiert?" Der Schüler vor mir war vor Angst erstarrt und seine Augen schienen ihm fast aus dem Kopf zu fallen, so groß waren sie. "Sehr schön!" Mit einem letzten Ruck schlug ich ihn erneut gegen die Wand bevor ich von dem Hasen abließ und auch meine Lippen wieder senkte, damit meine Zähne hinter ihnen verborgen waren. Um uns hatte sich ein Halbkreis geformt, da die anderen Schüler nicht zu nahe kommen wollten. Als ich meinen Weg fortsetzte, schienen einige den Abstand beibehalten zu wollen. Ich vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen und ignorierte die ängstlichen, aber auch verachtenden Blicke der anderen Schüler um mich herum.
Mein ungestörter Spaziergang durch die Schule wurde leider von einem Halbkreis aus diversen Tieren gestört, welche den halben Gang blockierten. Der Auslöser dafür war, natürlich, einer meiner Zimmerkollegen, Yoshio, eine Hyäne mit einer menge nerviger Eigenschaften, eingeschlossen diesem Gelächter, welches er an den tag legte. Ich wollte mich aber natürlich nicht von meinem Weg abbringen lassen und schubste mir den Weg durch die Masse an Schülern frei. Ich war weder stark noch groß, aber dadurch, dass ich die größeren Tiere recht weit unten schubsen konnte und musste brachte ich sie doch allesamt zumindest ein bisschen durch den Überraschungseffekt ins Taumeln, was mir den weg frei machte, gerade, als Yoshino von seinem Opfer, einem Hasen, abließ. Braucht dein Ego wieder so dringend eine Aufpolierung, dass du den Gang blockieren musst? Ich hatte keine Angst vor Yoshino, obwohl er weitaus größer und stärker war als ich. Allerdings hatte ich sowieso vor niemandem Angst, das lag also weniger an der Hyäne selbst. Meine Stimme hatte einen spottenden Unterton und ich war schon wieder an Yoshino vorbei, während ich redete, ihn gerade nicht einmal eines Blickes würdigend.
Plötzlich erklang eine Art Knall, etwas wurde heftig gegen die Wand geschlagen. Auch das nach Luft schnappen und die Blicke der anderen Herbivoren ließen mich erstrecht aufblicken. Jedoch konnte ich nichts sehen, da die anderen alle viel zu groß waren und so meinen Blick versperrten. Ich atmete tief durch und nahm all meinen Mut zusammen, ehe ich begann um die Gruppe, welche noch immer den Weg an der Wand entlang für mich versperrte herum zu hüpfen. Viele lachten mich aus, da ich nicht wie sie eine Pfote vor die andere setzte sondern es bevorzugte zu hüpfen, wie es meiner Natur entsprach. Doch für den Moment konnte ich Gemurmel hören und sah auch dass die anderen eingeschüchtert wirkten. Was der Grund dafür war, wusste ich ja nicht. So hüpfte ich so schnell es ging in den mittleren Weg des Ganges, gerade als eine Stimme ( @Arai) erklang und irgendwie etwas herablassendes an sich hatte - zumindest meinem Geschmack nach. Mein Herz raste nun erstrecht, so dass meine aufstehenden Fellbüschel nur noch mehr twitschten, als wollten sie sich jeden Moment in eine Art Propeller verwandeln und mich fort tragen. So schnell ich konnte hopste ich weiter - doch für jemanden meiner Größe war der Weg um eine Gruppe Huftiere so weit, wie für ein Huftier der weg über ein 1000 Meter weites Feld. Zumal die Gruppe begonnen hatte nervös herum zu trappeln und so immer wieder die Bedrohung bestand, dass ich von einem der Hufe getroffen wurde.
Hätte meine Mähne sich noch weiter aufstellen können, als sie eh schon war, dann wäre genau dies in dem Moment passiert als mein Mitbewohner und Schulkamerad sein vorlautes Maul aufmachte. Arai, dieser zu klein geratene Waschbär, erhob seine Stimme und ging an mir vorbei ohne mich anzusehen. Ich hörte mein eigenes Blut in meinen Ohren rauschen als ich mich umdrehte. "Du aufgeblasener Lemur musst dich auch überall einmischen, oder?" Schon jetzt wusste ich, dass mein Zimmerkollege diese Nacht kein Auge zumachen würde. Mit ihm wahrscheinlich auch der Rest des Zimmers, aber das konnte mir egal sein. Er und ich teilten uns ein Doppelstockbett, wobei er das obere hatte. Ob das jetzt gut oder schlecht war, musste jede beteiligte Person für sich entscheiden, doch war es ziemlich sicher, dass diese Gegebenheiten für mehr Krach auf dem Zimmer und zwischen den beiden Schülern sorgte. Ich wusste, dass Arai keine Angst vor mir hatte, das lernte ich in den letzten Jahren, die wir zusammen verbringen mussten. Doch musste ich ihm keine Angst machen um meine Ziele zu erreichen. "Aufpolieren solltest du dich, du stinkst nach Müll und Gosse."
Das war ein ziemlicher Tiefschlag gewesen und Yoshino wusste das auch, ich hatte einen sehr, sehr kurzen Geduldsfaden. Ich hielt also an und drehte mich zu meinem Zimmerkollegen um, eine Augenbraue hochgezogen, mein Schweif zuckte hinter mir leicht hin und her, wie der einer aufgebrachten Katze. Wie war das, du durchgedrehter Clown? Ich kann deine Worte leider nicht verstehen, dein schrilles Gelächter zerreist einem jedesmal fast das Trommelfell.
Die Stimme, welche ich gehört hatte endete einen Moment, nur um von einer lauteren abgelöst zu werden. Da ich mich darauf konzentrieren musste nicht von Hufen getroffen zu werden, konnte ich nicht genau zuordnen woher diese kam. Gerade wollte ich einen Haken schlagen um wieder näher an die Wand heran zu kommen, da löste sich mein Schal, so dass eines der Enden über den Boden schliff. Eine Hufe von der Gruppe - zu wem auch immer diese gehören mochte - landete auf dem Ende, so dass der Schal sich enger um meinen Hals legte und ich zurück gezogen wurde. In meiner aufkommenden Panik ließ ich mein Buch fallen und griff blindlings nach vorne, bekam Stoff zu fassen und krallte mich an diesem fest, während es mich zu Boden zog. Dass ich mich an der Hose von @Arai festhielt bekam ich nicht mit.
Als Arai anhielt, ging ich auf ihn zu. "Dann werde ich es dir wohl ins Ohr flüstern müssen du hässliche Bisamratte!" Erneut zog ich meine Lippen hoch, was meine Fänge entblößte, knurrte und griff nach dem kleineren Carnivoren vor mir. Die Huftiere in unserer Nähe hatte ich bemerkt, schenkte ihnen aber keine weitere Aufmerksamkeit. Sie würden sich schon von allein aus dem Weg begeben. Was allerdings paralell geschah, bekam ich nicht mit.
Keine Messerstechereien in der Schule, mein Arsch, er ist doch selbst Schuld. Ich verdrehte leicht die Augen und sah zu Yoshio hoch, wirklich hoch, den er war um einiges Größer als ich. Oh bitte nicht, dein widerlicher Atem verschlägt mir dann noch ganz den Appetit. Irgendwann würde mich meine Art noch ins Grab bringen, doch ich würde kämpfend untergehen. ich wurde allerdings von Yoshio abgelenkt, als sich plötzlich etwas an mir festhielt und beinahe umwarf. Mein Blick glitt natürlich sofort nach unten und richtete sich auf den puscheligen Kopf eines grauen Kaninchens, welches offenbar von ihrem Schal stranguliert wurde. das war mir ja im Grunde völlig egal, das Problem war nur, dass sie so leider auch drohte mich umzureißen. Was zu Teufel, Puschel? Lass mich los! Nun hatte ich hier ein kleines Problem, während es mich nicht von der Schule werfen würde einem anderen Fleischfresser Gewalt anzutun, so konnte selbiges von mir an Pflanzenfressern zu ernsten Problemen führen, so gerne ich dem Kaninchen auch einfach die Finger gebrochen hätte, damit es mich los ließ. Immerhin war ich per Stipendium und nicht weil Mommy und Daddy mir Geld in den Arsch schoben. Ganz natürlich meinem Instinkt folgend zog ich also mein Springmesser aus der Tasche und klappte es auf. Statt nun aber weiter etwas wirklich gewalttätiges zu tun nutzte ich die scharfe Schneide um den Schal des Kaninchens durchzuschneiden und so den Druck von ihrem hals zu nehmen, damit ich sie von mir stoßen konnte, ohne, dass sie sich einen Schädelbruch zuzog. Scheiß Gesetze. Fass mich nicht wieder an!
Laut! So laut! Meine Ohren klappten nach unten um möglichst dem Gebrüll entgehen zu können, welches auf einmal auftrat und von weit oben herkam. In meiner Panik und dem Versuch Luft zu bekommen, wagte ich es jedoch nicht nach oben zu blicken - wobei mir entging dass nun Yoshio über Arai als auch mir gebeugt stand. Als ich nun doch nach oben blinzelte sah ich etwas scharfes aufblitzen, was meine ohnehin großen Augen noch riesiger wirken ließ. Ich quitschte verschreckt auf Bitte nicht weh.. Mein erstickter Aufruf wurde unterbrochen, als der dünne Stoff meines Schals zerschnitten und ich im nächsten Moment nach hinten geschubst wurde. Ich verlor dadurch mein Gleichgewicht und plumpste prompt nach hinten, auf meinen Po. Tränen begannen sich in meinen Augen zu sammeln, ehe ich los zu schluchzen begann Mein Schaa~haa~aal! Pa..Paaa.. Ich schniefte hörbar. Den hat Papa mir geschenkt du..du ge..gemeiner Fleischfresser! Ich heulte nun unbarmherzig los, was dazu führte dass ich zusätzlich Schluckauf bekam. Mit tränenüberströmten Wangen griff ich nach dem Stück des Schals, welcher abgeschnitten worden war und nun wieder frei am Boden lag, nachdem die Gruppe Huftiere zurück gewichen war. Weinend drückte ich das Schalstück an meine Brust.
Am liebsten hätte ich Arai sämtliche Knochen gebrochen, oder noch besser, gleich seinen kässlichen Schädel zwischen meinen Kiefern zermahlen. Allerdings war das mit lebenslanger Haft im Gefängnis gekoppelt. Und ich hatte noch so einige Dinge in meinem zukünftigen Leben vor als graue Wände anzustarren. Nichtsdestotrotz beugte ich mich weiter zu dem Waschbären herunter, als dieser beinahe umfiel. Sämtliche Gesichtszüge entglitten mir und so sah ich dümmlich dreinblickend dem Schauspiel vor mir zu. Arai schimpfte vor sich hin, zückte sein Springmesser und durchtrennte damit den Schal des kleinen Karnickels. Die junge Schülern landete darauf mit ihren fünf Buchstaben auf dem Boden des Flures und fing jämmerlich an zu weinen. Oder besser gesagt, zu jaulen. Die gesamte Situation war so skurril, das ich nicht anders konnte als zu lachen. Zum zweiten Mal heute schallte mein Gelächter durch die Gänge, nur was es diesmal nicht mit Hohn verbunden. Ich bekam kaum Luft und musste meine Hände auf meinen Knien abstützen, damit ich nicht kopfüber auf den Boden stürzte.
Ich kam nichts ahnend in den Gang und fand eine Hyäne im Streit mit einem Waschbären und einen weinenden Hasen vor. Genervt drehten sich meine Ohren und ich lief langsam auf die drei zu was zum grollte ich sie an ihr seid so laut! Gehts noch!? fragte ich knurrend. Der Hase tat mir irgendwie Leid...nicht das ich das je jemandem sagen würde. Ich musterte die drei. Waren sie jünger oder älter? Ich glaubte die beiden anderen Fleischfresser, waren Älter. Das Lachen der Hyäne machte es nicht besser....was zum Teufel war hier los!?!?!
Alter, hör auf zu heulen. Yoshio fing auch noch an zu lachen, was zusammen mit dem Geheule des Kaninchens nicht sehr angenehm in meinen doch sehr empfindlichen Ohren war. Halt die Fresse Yoshio. Ich steckte mein Messer wieder ein, ich würde es wohl nicht mehr brauchen. Böser Fleischfresser mein Arsch, behalte deine Griffel bei dir Karnickel. Jetzt mischte sich auch noch eine Wölfin (Migima) ein, die meisten anderen hatten sich zurück gehalten, das ganze aber sehr interessiert beobachtet. Ich sah genervt und herausfordernd zu der, auch weitaus größeren, Wölfin hoch. Lady, du machst den Krach mit dem Gezeter nicht besser.
Ich weinte jedoch weiter, hörte absolut nicht auf das was Arai mir sagte - geschweige denn auf das was eine dazu kommende Gestalt (@Migima) sagte. Das Lachen welches dröhnend laut in meinen Ohren klang, welches von weiter oben kam, machte die Situation nicht besser. Ich konnte hören wie die Huftiere miteinander tuschelten, während sie halb hinter mit standen. Ich konnte gerade so zwischen einigen Schluchzern das Wort "Lehrer" hören. Offenbar wollten ein paar der Schüler einen Lehrer dazu holen. Ich schluchzte nur noch lauter. Warum waren die denn alle so gemein zu mir? Ich wollte ..so..sowas..fie..fieses wie dich gar nicht anfassen! So..sowas stinkendes! Ich brauchte all meinen Mut um die Worte hervor zu stottern. Ich war es nicht gewohnt Schimpfworte zu benutzen, geschweige denn andere zu beleidigen. Zuhause war das Leben eher Friede, Freude und Möhrenkuchen gewesen. Ich stand zittrig auf, wobei mein Puschelschweif unruhig zuckte und erneut meine Fellsträhnen wirkten wie kleine Propellerflügel. Unsicher hob ich das Buch zu meinen Pfoten auf, welches aufgeschlagen da lag und einige Blätter mit Notizen frei gegeben hatte, welche nun auf dem Boden verstreut lagen.
"Du hättest dich sehen müssen!", meinte ich zu dem Waschbär. Mein Lachen wurde zu einem Kichern nach Arais Aufforderung und ich musste mir die eine oder andere Träne von den Augen wischen. Das war einfach zu komisch gewesen. Als sich eine Wölfin (Migima) einmischte, kicherte ich weiter und warf ihr einen schnellen Blick zu. Was will die denn? Als die zarte Stimme des Kaninchens allerdings wieder ertönte, verstarb mein Kichern und meine Gesichtszüge wurden wieder ernst. Meine Rute stellte sich leicht auf und ich sah auf das kleine Tier herab. "Wie war das?", mein Tonfall war ernst und ließ keinen Platz für Diskussionen. Ich hatte Arai zuvor selbsten mit ähnlichen Worten beschimpft, doch wusste ich wie weit ich mit dem Feuer spielen konnte, ohne mich dabei zu verbrennen. Und dies war mein Feuer. Mit einem Knurren hockte ich mich hin und knallte eine Hand auf die herumliegenden Blätter, die andere Hand neben die Schülerin. In dieser Position war mein Kopf schräg über dem Kaninchen. Ich hätte einfach nur mein Maul öffnen und meinen Kopf fallen lassen müssen, dann wäre das jünge Mädchen Geschichte gewesen. "Wiederhole das doch noch mal.. für mich.." Was meine Stimme vorher laut und nervig gewesen war, war sie nun durchdringend und einschüchternd.
Weiter durch die Gänge schlendernd, kam mir plötzlich lautstarker Tumult entgegen, der mit jedem weiteren Schritt stärker wurde. Meine Ohren zuckten, während ich neugierig meinen Hals streckte, um über die Köpfe einiger Schüler zu schauen. Nicht lange dauerte es, bis auch mir die Sicht auf das vermeintliche Chaos geschenkt wurde. Und ebenso auf zwei meiner Zimmergenossen. Arai und Yoshio. Äußerlich hätten sie gar nicht unterschiedlicher sein können: Ein Waschbär und eine Hyäne. Und dennoch beide ziemlich rebellisch, dass ein Haareraufen beider Parteien selbst in der Theorie nicht gerade friedlich und respektvoll ablaufen würde. Dies zeigte sich auch. Beledigungen wurden gegenseitig an den Kopf geworfen, Spott war rauszuhören, bis letzten Endes gar ein Messer gezückt wurde. Während ich zuvor unbeeindruckt nur die Augenbrauen gehoben hatte, wurde es in dem Moment interessanter. Doch es geschah nichts, was groß hätte Probleme machen können. Nur ein Schal fiel zum Opfer. Zu meiner eigenen Überraschung war ich sogar enttäuscht darüber. Als hätte ich nicht mitbedacht, dass eine Messerstecherei dem Ruf unserer Schule schaden könnte. Ich seufzte, nachdem ein Heulen durch den Gang zu hallen begann. Es kam von der kleinen Schülerin, die mit in diesem Konflikt gefangen zu sein schien. Ich konnte sie von meiner Position aus nicht recht erkennen, doch hätte ich meine Drohne darauf verwettet, dass ich ihre Stimme, trotz des Stotterns darin, kannte. Sicher aus meinem Jahrgang. In der Nähe standen andere Schülerinnen und Schüler, sowohl Carnivore als auch Herbivore, die murmelnd die Szene beobachteten. Ebenso ich war einer dieser Beobachter und gleichzeitig einer, der nicht einmal einen Gedanken daran verlor, sich einzumischen. Wieso auch? Solange man mich nicht mit dummen Geschwätz anmachte, musste ich mich um nichts scheren. Ganz anders, ging es wohl anderen. Eine ältere Wölfin fing meine Aufmerksamkeit ein, die dazwischen ging. Das Geplänkel ging ihr augenscheinlich auf die Nerven, was ich so ebenso nur unterschreiben konnte. Es war viel zu laut, chaotisch und von Unnütz nur so trotzend. Und vor allem war ich mir sicher, dass dieses Gefecht auch in unserem Zimmer nicht seine Ruhe finden würde. Doch bis dahin würde ich das Gefecht eher nüchtern beobachten. Was blieb mir auch anderes übrig? Weiter meinen Weg anzutreten konnte ich mir abschminken. Würde ich an den beiden Reißzähnchen vorbeigehen, hätte man mich bestimmt ebenfalls ins Visier genommen.
Cherryton Academy
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14.04.2020 22:41
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