Es war Antora deutlich anzusehen, dass er sich unwohl fühlte und es ihm absolut peinlich war, was hier passiert war. Allerdings würde es sicher deutlich schlimmer, wenn wir daraus eine große Sache machen würden. Arai schnalzte genervt. Allerdings hatte er mir wirklich geholfen, sodass ich Antora hatte helfen können. "Du musst dich nicht entschuldigen", meinte ich dann, sichtlich erleichtert, dass es ihm wieder besser zu gehen schien.

Doch, ich habe so viel Aufhebens wegen einer Kleinigkeit gemacht. Konnte ich denn nicht endlich darüber hinwegkommen? Ich lebte seit drei Jahren in Sicherheit und Frieden, niemand würde mir etwas tun, ging das denn nicht endlich in meinen Schädel? Meine Beine würden mich jetzt wohl nicht tragen, sonst wäre ich aufgestanden und weggegangen, doch immer noch zitterte mein Körper und Angst brachte mein Herz dazu zu rasen. Ich wollte mich am liebsten in eine dunkle Ecke verziehen und nie wieder hervor kommen. Trotzdem wandte ich den Blick zu Arai, wenn ich ihn auch nicht recht direkt ansehen konnte. Es war eine dumme Idee dich sowas zu fragen Arai-Senpai, bitte entschuldige.

Schweigend folgte ich dem Gespräch, allerdings stand mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Noch immer kniete ich bei Antora, allerdings begab ich mich in eine sitzende Position, sodass es eher aussah, als würden wir hier chillen, sollte wer vorbei kommen. Die Drohungen von Arai ließen mich leicht schlucken. Der Umgang mit ihm war sowieso schon recht... Schwierig. "Kann mich irgendeiner aufklären, um was für eine Kleinigkeit es sich handelt und was genau hier jetzt passiert ist?", bat ich und kratzte mich leicht am Kopf.

Ich legte die Ohren nur noch weiter an und drehte den Kopf weg. Sag doch bitte so etwas nicht... Aber meine Stimme war bei diesem Protest kaum zu hören, ich hatte Angst Arai würde wieder sauer auf mich werden. Es gab ein Problem zwischen einem Mitglied des Garten Clubs und Arai-Senpai, ich dachte ein klärendes Gespräch könnte helfen, aber das war eine dumme Idee.

Aufmerksam hörte ich zu, während beide sprachen, damit verstand ich schon ein wenig mehr. Allerdings wollte ich noch wissen, was überhaupt hinter allem steckte, nicht nur hinter dieser Begegnung hier auf dem Flur. Was war passiert. "Was ist denn passiert? Wie hat sie denn dafür gesorgt, dass du fast geflogen bist?", hakte ich dann nach. Zwar würde Arai vielleicht dann sauer auf mich sein, doch solche Sachen mussten einfach geklärt werden.

Ich schwieg, denn ich wusste ja nur was Tategami erzählt hatte und eigentlich hatte ich schon auch gerne Arais Sicht hören wollen, ich wusste wie Angst Situationen verzerren konnte, beide Sichten zu kennen konnte Klarheit bringen. Ich zitterte immer noch leicht und mein Herz raste, doch ich spürte wie ich langsam wieder etwas mehr die Kontrolle zurück bekam, was immerhin sehr gut war.

Antora blieb still und sagte nichts, wie es aussah, hatte er noch ein wenig mit sich selbst zu kämpfen. Ich zog die Beine an mich heran und verschränkte die Arme vor diesen, während ich Arai dann aufmerksam und ruhig zuhörte. "Verstehe. Dann hast du ihr geholfen, und sie hat es vor dem Lehrer falsch ausgelegt", antwortete ich, ehe ich zu Antora sah, "Was hat sie denn dir erzählt?"

Ich hörte Arai zu und, nachdem ich seine ganzen Beschimpfungen ausgefiltert hatte, sah mit großen Augen vor mich hin. Wem sollte ich denn jetzt glauben? Tategami oder Arai? Dem Lehrer oder der Aussage des Beschuldigten? Andererseits war Arai nicht dafür bekannt sich für irgendetwas zu schämen was er tat, warum sollte er also lügen? Während Tategami sicher große Angst ausgestanden hatte und das ihre Sicht wirklich leicht hätte beeinflussen können. Abgesehen davon, dass Arai sie sicherlich auch beim retten nicht mit Samthandschuhen angegriffen hatte und er war doch ein bisschen größer als sie. Ich blickte leicht auf, als Kashi mich wieder ansprach und zögerte kurz. Sie sagte sie hätte Arai-Senpai versehentlich angestoßen und sich dafür bei ihm entschuldigt. Sie meinte er hätte sie trotzdem angegriffen und dabei ihren Schal kaputt gemacht.

Da ich Tategami überhaupt nicht kannte, aber wusste, dass Arai hier wirklich keinen Grund hatte, zu lügen, stand für mich ziemlich schnell fest, dass ich Arai glauben würde. "Nun, da wäre ich auch ziemlich wütend", gab ich ehrlich zu und kratzte mich leicht am Kopf. Das machte eine Auswahl dann tatsächlich schwerer. Ich überlegte: "Ich muss ehrlich sagen, in dem Sinn tendiere ich dann mehr dazu, Arai zu glauben...", gestand ich dann, sprach völlig normal. Hoffentlich ließ Arai das Ganze nicht dann an mir aus.

Ich legte ängstlich die Ohren an, als Arai wieder die Zähne zeigte und presste den Rücken gegen die Wand. Er wird dir nichts tun, er ist nicht sauer auf dich. Er wird niemandem etwas tun, das wäre dumm. Ich bin sicher sie hat es nicht aus Bosheit getan, sie hatte sicher große Angst. Der Name Yoshio sagte mir nichts, doch Arais Worten nach zu schließen war auch dieser Schüler von der aggressiven Art. Und was für einen Pudel konnte Arai meinen? Tategami hatte niemanden erwähnt, der ihr geholfen hatte, aber warum sollte Arai jemanden dazu erfinden?

Als Antora wieder ängstlich die Ohren anlegte, legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. "Nächster toller Spitzname", murmelte ich dann und kratzte mich mit der freien Hand leicht am Kopf. Einen Moment überlegte ich und versuchte wieder gekonnt, den Schwall Beleidigungen aus Arais Mund zu ignorieren. Doch wie ließ sich das am Besten lösen? "Weißt du, wer dieser... Weise Pudel war, der dich aufgehalten hat?", hakte ich dann noch nach. Zeugen waren immer gut.

Ich zuckte heftig zusammen, als Kashi mir die Hand auf die Schulter legte, da ich damit nicht gerechnet hatte und er mich damit erschreckt hatte. Ich sah weder Arai noch Kashi an, sondern starrte lieber auf meine Knie, während ich wieder meinen Atem regulierte. Arai hatte natürlich in gewisser Weise recht, ich wusste, dass er per Stipendium hier war, im gegensatz zu den meisten, deren Familien das Geld hierfür hatten, denn ganz billig war Cherryton eben nicht.

Als Antora zusammen zuckte, ließ ich meine Hand wieder sinken. Offensichtlich mochte er Berührungen nicht sonderlich, weshalb ich davon schließlich abließ. Ich wusste auch, dass es teuer war, hier zu sein, und manche nur wegen eines Stipendiums hier waren, dennoch sagte ich nichts dazu.
"Verstehe", antwortete ich dann. Vielleicht kann Antora diesen Zeugen mal suchen, wenn es sein muss, helfe ich ihm später dabei. Dann lässt sich ganz Klarheit in die Sache bringen.