Erst als sie sich umdrehte, erinnerte ich mich daran, dass wir gemeinsam im Mangaclub waren. Leicht zog ich die Augenbrauen hoch, als sie, statt mir eine abweisende oder erschrockene Reaktion entgegen zu bringen, mir zunickte und mich grüßte. Normalerweise reichte meine riesige Gestalt und dass ich zu den Fleischfressern gehörte, aus, um andere fern zu halten. Doch sie schien sich davon wirklich nicht beeindrucken lassen. Schließlich ließ ich meine spitzen Zähne aufblitzen, auch das zeigte normalerweise Wirkung und wirkte auf die Pflanzenfresser so bedrohlich, wie ich wirken wollte. "Hey", grüßte ich schließlich zurück. Während ich mich im Inneren darüber freute, eigentlich würde ich gerne Kontakte knüpfen, ließ ich nichts davon an die Oberfläche. Stattdessen waren meine eisblauen Augen ruhig auf sie gerichtet.

Nun hob ich eine Augenbraue, als sie ihre Zähne aufblitzen ließ und drehte mich prompt zu ihr um, Angst hatte ich wirklich keine, ich war auch mot Fleischfressern befreundet oder bekannt, Toru hinter mir war da ein gutes Beispiel, aber auch Arai, der gerade einen Tiger bedrohte, nichts wirklich Ungewöhnliches für ihn, der zwar kein Freund, aber immerhin eins respektvoller Clubkollege war. Du bist auch im Manga Club, oder? Aber du bist neu, ich bin Nano, Nano Suto. Ich hielt der Tigerin die Hand zum Schütteln hin und lächelte sie an.

Diese Aktion rief genau das Gegenteil von dem hervor, was ich eigentlich erreichen wollte, stattdessen drehte sie sich gänzlich zu mir um. Es war mir beinahe, als habe sie überhaupt keine Angst vor jemandem wie mir. Es war verwirrend, denn überall wo ich war wurde ich mit Angst und Vorurteilen konfrontiert, vor allem von Pflanzenfressern. Nur weil ich ein Fleischfresser war. Fast so, als hatte ich es mir ausgesucht, was ich war. Als sie mir die Hand hin hielt, blickte ich einen Moment mit versteinerter Miene zu ihrer Hand hinab. In mir kämpfte der Wunsch, Kontakte zu knüpfen, gegen das Wissen, dass ich es schwer haben würde, die Kontrolle zu behalten, wenn ich das zu ließ.
Als schließlich mein Wunsch nach mehr Kontakt zu anderen gewann, ergriff ich ihre Hand, selbst diese sah aus wie eine riesige Pranke. "Genau. Ich bin vor kurzem her gewechselt. Tora", stellte ich mich schließlich ebenfalls vor. Meine Fresse, eine Pflanzenfresserin ist nett zu mir und ich schmeiße alle Vorsätze über Bord? Was ist los mit mir?

Ich schüttelte Toras Hand mit kräftigem Druck und musterte das Mädchen noch einmal von oben bis unten, sie war wirklich eine Schönheit. Dann heiße ich dich mal etwas verspätet Willkommem an der Cherryton Academy.

Ich war gerade an die Reihe gekommen, mir ein Tablett zu nehmen, als ich hinter mir ein Gespräch wahrnahm. Ich drehte mich um und meine Augen bestätigten, was mir meine Ohren bereits berichtet hatten. Nano war mit einer Tigerdame ins Gespräch gekommen. Ich kannte sie nicht, was nicht bedeuten musste, dass sie mich nicht kannte. Ich lächelte ihr zu, als sie berichtete, dass sie neu an der Schule war und sagte: "Auch von mir ein herzliches Willkommen, Tora", als gerade keine der beiden Mädchen redete. Ich hob bedeutsam mein Tablett an, un zu zeigen, dass sie dran waren und fragte rein aus Höflichkeit: "Möchtest du dich zum Essen zu uns setzen?"

Ich schüttelte ihre Hand ebenfalls, blieb bei meinem Händedruck allerdings vorsichtig. Warum eigentlich? Immerhin war es mein Plan, andere zu verschrecken und fern zu halten, jedoch hatte ich nicht vor, dafür anderen weh zu tun. Nach dem Vorfall an meiner ersten Schule hatte ich kein Interesse daran, die gleichen Probleme zu wiederholen. Mir entging es nicht, wie Nano mich musterte, ein schmales Lächeln legte sich auf meine Lippen. Für eine Pflanzenfresserin war sie mutig, in der Regel waren diese, besonders die Kleineren, recht schnell eingeschüchtert von mir.
Kurz darauf mischte sich schließlich ein Wolf ein, etwa so groß wie ich, mit dunkelgrauem Fell (Toru). Er wirkte sehr ruhig und schien. "Vielen Dank", erwiderte ich dann an beide gerichtet. Das hier war vermutlich das erste Gespräch, seit ich hier war, bei dem ich weder versuchte, aggressiv zu wirken, noch so schnell wie möglich weg wollte. Einerseits war mir das absolut nicht recht, andererseits jedoch fragte ich mich, was denn passieren sollte, wenn ich ein einziges Mal mit anderen zusammen zu Mittag aß. Mit einem dankenden Nicken nahm ich schließlich ebenfalls ein Tablett in die Hand. "Oh, ähm... eigentlich esse ich immer draußen, aber... gern", antwortete ich schließlich.

Mit beiden Händen in den Hosentaschen betrat ich die Cafeteria, mein Hunger hatte mich hergetrieben. Das Gerede wurde von meiner lauten Musik die in meine Ohren hämmerte übertönt, meinen Blick schweifen sah ich dann die gesuchte Person und ging zu der hin. Hey @Waiata Koati, wollen wir uns an einen Tisch setzten? fragte ich ihn mit meiner gewohnt ruhigen Stimme. Bislang war ich seitdem ich hier am Internat war noch keinem Wutausbruch zum Opfer gefallen

Toru schaltete dich nun auch ein und ich ließ Toras Hand wieder los, da ich nun dran war mir mein Essen aufs Tablett zu holen. Er ist übrigens Toru Kurotsuchi. Ich übernahm es einfach gleich seinen Namen zu sagen, damit wir das aus der Welt hatten. Ja, setz dich zu uns, das wird lustig.

"Dann folgt mir", sagte ich und ging voraus zu dem Platz, an dem ich immer saß. Es war das Ende einer der Tischreihen, die sich durch den Essraum zogen, direkt an der Fensterwand. Ich stellte mein Tablett auf den Tisch, wartete aber mit dem Hinsetzen auf meine Begleitung. Die Cafeteria war zwar zu dieser Zeit voll, aber an diesem Tischende waren einige Plätze frei.

"Gut zu wissen", antwortete ich dann, hängte aus Höflichkeit allerdings noch an: "Freut mich..." Mal sehen, ob es wirklich lustig wurde, ich folgte beiden mit einem mulmigen Gefühl an den Tisch. Bisher war ich nicht so gut darin, Freundschaften zu schließen. Als ich es wollte, ging es nicht gut, und danach hatte ich begonnen, mich selbst zu isolieren.
Schnell schob ich die Gedanken beiseite, der Tisch, den Toru ansteuerte, schien nicht ganz so voll zu sein wie der Rest. Und dieser war am Fenster. "Der Platz gefällt mir", stellte ich fest, als wir den Tisch erreichten.

Mit meinem Tablett folgte ich den anderen beiden und gab zwei Freunden je ein fist bump, an denen wir vorbei kamen, ehe ich ein Tablett neben dem von Toru abstellte und mich dann hinsetzte, nachdem wir alle angekommen waren. Also Tora, erzähl mal ein bisschen was über dich.

Ich schaute auf das Essen. Es handelte sich um ein Tofusteak. Ich konnte das quietschen zwischen meinen spitzen Zähnen schon hören, noch bevor ich mein Besteck zur Hand nahm, aber ich ließ mir wie immer nichts anmerken. Meine Ohren drehten sich zu der Tigerin, bevor ich auch mein Gesicht zu ihr richtete, in Erwartung, dass sie zu erzählen begann.

Ich hatte mich gerade ebenfalls meinem Essen zugewandt, natürlich aus Tofu, als ich Nanos Frage hörte. Im ersten Moment verschluckte ich mich und brauchte einen Moment, ehe ich wieder normal Luft holen und antworten konnte.
"Über mich? Da gibt es nicht viel", stellte ich fest, "Ich war bis vor Kurzem auf einer Schule nur für Fleischfresser, meine Eltern waren jedoch der Meinung, es würde Zeit werden, das zu ändern." Man könnte hören, dass ich nicht viel davon hielt. "Es war vorher leichter", fügte ich hinzu, "jedenfalls... Was genau wollt ihr denn alles über mich wissen?" Lieber sollte ich fragen, bevor ich nich mehr raus quatschte, als ich eigentlich wollte. Ich rede mit zwei Personen... Und jetzt? Was ist eigentlich los mit mir?

Als einzige am Tisch die aß was ihr die Natur vorgab achtete ich nicht wirklich darauf, es war eine gesunde Gemüseplatte, die auch recht gut schmeckte, und lauschte lieber Tora bei ihrer Erzählung, nachdem ich ihr bereitwillig auf den Rücken geklopft hatte, dass sie aufhörte zu husten. Wieso warst du vorher an einer reinen Carnivoren-Schule?

Es war gut hörbar, dass ihr die Vorstellung, mit Pflanzenfressern auf eine Schule zu gehen nicht gefiel und dachte darüber nach. Natürlich war es einfacher, so musste man nicht seine Mitschüler mit zweierlei Maß messen. Andererseitskam man nicht unhin, es irgendwann zu lernen, wenn man noch ein Leben nach der Schule führen wolte. "Und in welchen Clubs bist du eigentlich?"

Leicht verzog ich das Gesicht. Ich wollte da eigentlich nicht so in die Tiefe gehen. "An der Schule davor meinte eine, mir unterstellen zu müssen, ich hätte die Kontrolle verloren", antwortete ich, "Ich habe mich lediglich verteidigt. Versteht mich nicht falsch, an einer Schule nur für Carnivore war es wirklich einfacher."
Leicht senkte ich den Blick und schob mir einen weiteren Bissen in den Mund. Als Toru mir eine Frage stellte, sah ich auf. "Im Mangaclub", antwortete ich dann. Da ich nur in einem Club war, fiel die Antwort recht knapp aus, "ein anderer Club hat mich auch interessiert, aber... Naja." Ich zuckte mit den Schultern. Den Mangaclub hatte ich, neben meiner Leidenschaft für Manga, vor allem deshalb gewählt, weil ich erwartet hatte, dass nicht so viele da drin waren.

Ich zog die weiche Nase kraus und schüttelte den Kopf, ich konnte so etwas nicht verstehen. Fleischfresser bedeutete nicht gleich böse, genauso wenig wie Pflanzenfresser sofort unschuldig hieß, das waren doch dunme Klischees. Dann war es besser, dass du gewechselt hast, was für eine Bitch. Toru fragte nach Toras Clubs, vom Manga Club wusste ich ja schon, dort hatte ich sie bereits einmal gesehen. Welcher interessiert dich denn? Ich bin noch im Basketball Club und Toru leitet den Judo Club, bei dem ich auch Mitglied bin.

Ich begann nun auch, mir Mundgerechte Stücke ins Maul zu führen, während ich Tora lauschte. Nun verstand ich auch, warum Nano sie angesprochen hatte, sie schienen sich flüchtig zu kennen. Unweigerlich musterte ich sie. Sie wirkte schon sportlich, war groß und kräftig. Vielleicht wäre sie ja etwas für unsere Basketballmannschaft. "Es gibt viele Clubs, die einem auch helfen, Stress abzulassen und Anspannung zu verlieren", erwähnte ich.

Es war schnell zu merken, was Nano davon hielt. Bisher hatte ich ziemlich damit zu kämpfen gehabt, dass die Meisten Fleischfresser mit böse gleich setzten. Meine Größe und meine Herkunft hatten das alles nicht gerade einfacher gemacht, nur begünstigt. Es war damals auch mir weniger geglaubt worden, weil ich eben einfach ein Fleischfresser war.
"Ja vielleicht...", stimmte ich vage zu, jedoch war es nicht einfach gewesen. Es fiel mir manchmal ein wenig schwer, mich umzugewöhnen. Leicht kratzte ich mich am Kopf, ich war froh, dass es nun mehr um Clubs ging als um meine Vergangenheit. Auch wenn die beiden es mir nicht gerade leicht machten, abweisend zu bleiben, wie es meine Pläne gewesen waren.
"Lustiger Zufall. Judo mochte ich schon immer, allerdings blieb eine Weile die Möglichkeit aus, das zu machen. Basketball klingt auch nicht schlecht", antwortete ich dann ehrlich. Allerdings wollte ich eigentlich nicht so unter andere kommen. Zumindest wollte ich das ein wenig vermeiden.

Meine Meinung zu Toras alter Schulkollegin war eindeutig und sie war nicht gut, aber ich würde sie wohl nie kennenlernen, also gab es anderen Themen denen es sich zuzuwenden galt. Hey, wenn du willst kann ich dich sicher mal zum Basketball mitnehmen, je mehr wir sind desto besser.